Für einen vollen Unternehmer-Akku. Unternehmen brauchen viel Energie: Maschinen, Systeme, Fuhrpark und Arbeitskraft. Unternehmer, Geschäftsführer und Geschäftsinhaber tragen Verantwortung für Geschäft und Menschen und brauchen genauso viel davon. Als Gestalter werden sie dennoch durch Alltagsthemen abgelenkt, gedrängt und verbrennen dabei einen Großteil Ihrer Kraft. Doch genau diese täglichen Widrigkeiten können sich als die Chance erweisen, seinen Energie- und Motivations-Akku voll aufzuladen. Was dazu hilft: Eine persönliche Einstellung der besonderen Art.
Fühlen Sie sich als Unternehmer vom täglichen Wirbelwind herumgeschubst? Rauben Ihnen diese invasiven und chaotischen Ereignisse Elan und Energie? Haben Sie außerdem oft das Gefühl, dass dieser Hindernislauf, Sie vom Kern Ihres Auftrages fernhält?
Wenn Sie keinen Einfluss auf das haben, was geschieht, was können Sie dennoch entscheiden? Sie können immer noch souverän entscheiden, wie Sie sich den Ereignissen stellen. Wie wir die Welt annehmen bleibt allein unsere Entscheidung. Diese kann uns niemand nehmen. Wie wir uns äußeren Umständen stellen hat allerdings nicht nur mit unserem Charakter und unserer Erfahrung zu tun, sondern auch und vor allem mit unserer persönlichen Einstellung.
Davon gibt es so viele Ausprägungen wie Menschen, aber auch klar erkennbare Muster. Die einfachste Form entspricht einer natürlichen und eher unreflektierten Haltung. Am besten kennt sie, wer Teenagers zu Hause hat. Egal was kommt, heißt es: „kenne ich schon, weiß ich schon.“ Diese stumpfe Reaktion auf äußere Einflüsse scheint sich in jeder Situation und zu jeder Zeit zu eignen. Und auch wenn sie eindeutig nichts löst, dürfen wir darüber nicht einfach schmunzeln, denn sie bleibt auch bei vielen Erwachsenen beliebt. Wir finden sie Jahre später in unseren Unternehmen, minimal umformuliert. Es heißt dann: „Haben wir schon probiert – geht nicht“ oder „Meine Verantwortung ist es nicht“ beziehungsweise „Ich habe es gleich gesagt, dass es nichts wird.“
Diese Antworten auf alltägliche Ereignisse, kaum karikiert, machen deutlich was der Antriebspunkt ist. Er stellt den Punkt dar, an dem wir von Geschehnissen des Lebens getroffen werden. Im Grunde alles was uns zu jedem Moment trifft und beeinflusst: Ereignisse, Situationen, Dialoge, Fragen, Gedanken, Gefühle, …. Bildlich gesprochen sind das die Einschläge des Alltages. Genau an dieser Stelle greifen unsere Freiheit und unser Wille, sich gegenüber diesen Hindernissen verantwortlich zu positionieren – oder eben, auszuweichen.
Ein anstrengendes und wenig belohnendes Leben unterhalb des Antriebspunktes.
Wollen wir einen Bogen um die Realität machen, haben wir die Wahl der Instrumente. Schuldzuweisung ist ein beliebtes Mittel, der Situation zu entkommen. Pannen und Widrigkeiten des Alltags lassen sich prima anderen in die Schuhe schieben. Alternativ können sie den Umständen geschuldet sein. Diese Verteidigungslinie nehmen wir spontan und meistens unbewusst ein. Ohne Überraschung dient sie der Sache nicht und erweist sich hinzu als belastende Probe für unsere Beziehungen. Vertrauen und Aufrichtigkeit leiden stark und dauerhaft darunter.
Ausreden gehören ebenfalls zum vermeintlichen Arsenal gegen alltägliche Schwierigkeiten und bewegen sich ebenfalls unterhalb des Antriebpunktes. Sie deuten auf die Unfähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Als Einzelperson oder auch in Teams. Sie florieren überall dort, wo Menschen sich gegenseitig nicht vertrauen und Zuständigkeiten nicht klar definiert sind.
Als ultimative Option, leugnen wir die Realität und handeln so weiter, als ob es sie und ihre Konsequenzen nicht gäbe. Es kommt der Situation eines Autofahrers gleich, der auffällige Geräusche vom Motorraum mitbekommt und bewusst entscheidet, sie zu ignorieren. Er kann sie auch übertönen, indem er das Radio lauter einstellt. So überspitzt dargestellt klingt es abwegig, aber Hand aufs Herz: Passiert es uns nicht öfter als wir es uns eingestehen wollen? Denken Sie an angespannte menschliche Beziehungen, auch mit engsten Personen, für die wir dennoch nichts unternehmen. Berufliche Situationen, die schon länger nach einer Lösung schreien. Oder Gesundheitsprobleme, anfänglich klein, wie Zahnschmerzen, die wir schlichtweg ignorieren.
Diese drei Verhalten sind die größten Vernichter menschlichen Erfolgs. Weil sie sich graduell einstellen, sind wir uns dessen oft gar nicht bewusst. Und „bewusst“ scheint hier das adäquate Wort zu sein, denn für eine radikale Veränderung, hin zu einem neuen Verhalten oberhalb des Antriebspunktes, müssen wir eine bewusste und eindeutige Entscheidung treffen.
Wie gelangen wir oberhalb des Antriebspunktes und was verändert sich ab da? Für uns und für unser Umfeld?
Die entscheidende Frage lautet nun nicht mehr „wer hat die Schuld“ sondern „wofür bin ich verantwortlich?“ Schuld hält uns in der Vergangenheit fest. Wer sich auf sie konzentriert bleibt blind für Alternativen und Lösungen.
Ab dem zentralen Antriebspunktes verändert sich unsere Wahrnehmung und unser Verhalten entwickelt neue Ansprüche namens Verantwortlichkeit, Zuständigkeit und Eigentümerschaft. Entlang dieser Steigerung wächst die Verbindlichkeit für Ziele und Ergebnisse. Es reicht dann einem nicht mehr, sich der Situation zu stellen und zu einer Lösung zu führen: Es muss eine gute beziehungsweise die bestmögliche Lösung werden. Diese wird ausschließlich an der Qualität der Ergebnisse gemessen, die sie bringt. Spätestens bei der Stufe der Eigentümerschaft erkennen wir, dass die Veränderungen, die das Leben verlangt, allein von uns kommen können: Denkweise, Gewohnheiten und Verhalten.
Der Antriebspunkt heißt zurecht so, weil er den Punkt darstellt, ab dem wir über uns hinauswachsen und beginnen neue Energien freizusetzen. Unser Fokus ändert sich damit radikal, weg von dem was war und nicht mehr zu drehen ist, zu dem was kommen kann und deshalb andere Wege verlangt und neue Perspektive öffnet. Wenn wir uns auf diesem neuartigen Spielfeld bewegen, entdecken wir ungeahnte Möglichkeiten für Arbeit und Leben.
Wir schalten in einem neuen Modus um, eine Art Antriebsmodus. Bemerkenswert ist die Dynamik, die wir damit initiieren, für uns und für unser Umfeld. Unser altes Verhalten löste Misstrauen und Demotivation aus. Die jetzige Einstellung beruhigt, bestärkt und ermutigt andere Verantwortung zu übernehmen.
Denn, sich den Situationen des Lebens zu stellen heißt noch lange nicht, dass wir von vorne herein eine Antwort oder Lösungen für alles parat haben. Das Gegenteil bleibt eigentlich der Fall. Aber, und das macht den Unterschied, wenn wir laut sagen, was wir nicht wissen, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der es weiß, Hilfe anbietet.
Simon Sinek, der Autor von „Frag immer erst warum“ verriet in „Zusammen sind wir besser“: «Die mächtigste Lektion, die ich je in meinem Leben gelernt habe, ist, dass ich nicht alle Antworten kennen muss. Und wenn ich es nicht tue, muss ich nicht so tun, als ob ich es tue. Sobald ich den Mut aufbrachte, laut auszusprechen, was ich nicht wusste oder verstand, um Hilfe zu bitten oder sie anzunehmen, wenn sie angeboten wurde, drehte sich meine Karriere komplett um. Es stellte sich heraus, dass es immer Leute gab, die helfen wollten … sie hatten nur nicht gewusst, dass ich es gebraucht hatte.»
Wer sich oberhalb des Antriebspunktes bewegt, handelt als ein authentischer und starker Leader. «Bad leaders care about who’s right. Good leaders care about what’s right», fügt Sinek hinzu.
Ihre innere Ladestation – eine Energiequelle, die sich selber erneuert.
Unsere ehrliche und offene Einstellung für das, was das Leben uns bringt führt uns zu diesem kooperativen und kreativen Modus mit unseren Mitmenschen, ganz gleich, ob sie im eigenen Team oder in der nächsten Abteilung sitzen, ob sie Kunden oder Lieferanten sind. Wer diesen Arbeitsmodus erfahren hat, weiß welche Energie und Kreativität daraus sprudelt, auch aus Menschen und Richtungen, aus denen wir es nicht erwartet hatten. Diese unerschöpfliche Energiequelle sorgt jeden Tag für einen vollen Akku, egal was kommt. Es ist unsere eigene innere Ladestation. Sie beginnt Energie zu liefern ab dem Moment, an dem wir uns bewusst entscheiden, oberhalb des Antriebspunktes unterwegs zu sein.
Wie gehen wir es an?
Als hilfreich und zielführend, um sich auf diesen Weg zu machen, empfehle ich folgende konkrete Schritte:
Streichen Sie Sätze wie „Weiß ich schon“ aus Ihrer Konversation – sogar aus Ihrer Denkweise.
Denken oder sagen Sie stattdessen: „Das ist ja interessant“
Stellen Sie sich der Realität mit ein paar einfachen Fragen: „Was ist passiert? Wofür bin ich verantwortlich? Was sind meine Optionen? Wie gehe ich jetzt am besten vor und mit wem?“
Seien Sie für alle Lösungen dankbar. Sich selber und den anderen gegenüber. Führen Sie auch eine Liste der schönsten Lösungen, die oberhalb des Antriebspunktes entstanden sind. An den Tagen, an denen es nicht so gut und leicht läuft, bringt diese Ihnen Licht, Mut und Zuversicht, dass Sie die aktuellen Probleme erneut lösen werden.
Bleiben Sie offen und hilfsbereit für die nächsten brenzlichen Situationen.